Von Strafverteidigern wird erwartet, dass sie bei Notfällen rund um die Uhr erreichbar sind – zu Recht wie ich meine! Denn die ersten Minuten und Stunden eines Ermittlungsverfahrens sind oft entscheidend für das weitere Schicksal der Mandanten. Mich können meine Mandanten im Notfall rund um die Uhr erreichen. Anrufe früh morgens, spät abends oder am Wochenende sind keine Seltenheit, Anrufe mitten in der Nacht hingegen schon. So einen Einsatz hatte ich jetzt am Wochenende:
In der Nacht von Freitag auf Samstag rief mich nachts um 2:30 Uhr ein Mandant auf meinem Handy an und teilte mir mit, dass er auf dem Polizeirevier sei und ob ich bitte dazu kommen könne. 20 Minuten später traf ich dort ein und erhielt die Information, dass mein Mandant im Verdacht stehe, eine Hauswand mit Graffiti besprüht zu haben und dass die Polizei jetzt die Wohnung des Mandanten durchsuchen werde.
Nach einer kurzen Besprechung mit meinem Mandanten unter 4 Augen sind wir dann mit 8 Polizeibeamten in 3 Autos aufgebrochen zur Wohnung des Mandanten, welche dann durchsucht wurde. Als Strafverteidiger versuche ich in so einer Situation dafür zu sorgen, dass sich die Polizeibeamten an die Strafprozessordnung halten sowie mit dem Mandanten zu besprechen, in wieweit kooperiert werden soll. Oft ist es sinnvoll, die gesuchten Gegenstände freiwillig heraus zu geben. So kann verhindert werden, dass die Polizei die ganze Wohnung durchsucht und möglicherweise noch weitere Zufallsfunde macht, die ansonsten garnicht entdeckt worden wären.
Diese Nacht hatte die Polizei kein Glück – relevante Beweismittel wurden nicht gefunden. Um 4:15 Uhr war die ganze Aktion vorbei.
